Der Vorsitzende stellte den Jahresbericht des Gemeindearchivs vor:

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Deinlein, sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, im letzten Kalenderjahr unterlag das Gemeindearchiv Reckendorf einer Reihe an Veränderungen, die eine Menge Arbeitskraft und -zeit gebunden haben, weshalb diese in dem vorliegenden Jahresbericht überblickhaft zusammengefasst sind, um bestmöglich die Fortschritte und Maßnahmen zu vermitteln.

 

Zum Jahresbeginn wurden vornehmlich alte Sammelakten des Standesamtes ins Archiv überführt. Hier standen neben der Reinigung und der Verzeichnung auch die Neuverpackung der Sammelakten an, um diese optimal vor künftigen Verunreinigungen zu schützen. Dabei ist die fachkundige Verzeichnung standesamtlicher Unterlagen im Archivalltag von besonderer Wichtigkeit, da immer wieder familiengeschichtliche Anfragen das Reckendorfer Gemeindearchiv erreichen, die infolgedessen äußerst effizient und umfänglich beantwortet werden können.

 

Darüber hinaus wurde im Januar in kürzester Zeit ein Förderantrag bei der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) zur Wiederherstellung der Reckendorfer Gemeinderatsprotokolle erarbeitet und eingereicht, der im August erfreulicherweise positiv beschieden wurde. Diese Förderungszusage der KEK ist für die Gemeinde Reckendorf und insbesondere das Archiv nicht nur ein großer Erfolg, der besondere Strahlkraft besitzt, sondern auch ein Segen für alle beschädigten Gemeinderatsprotokollbücher, die nach einem Auswahlverfahren an eine Restaurierungsfirma (Schempp) gegeben werden konnten und inzwischen in neuem Glanz erstrahlen (https://www.kek-spk.de/projekt/reckendorfergemeindeprotokolle-restauriert).

 

Im Frühjahr wurden schließlich die neuen Räumlichkeiten der Eidelsgasse mit Regalen, Arbeitstischen und Schreibtischstühlen bestückt (s. Fotos). Dabei wurde insbesondere in Rücksprache mit dem zuständigen Archivar, auf hochwertige Metallregale gesetzt, die mittels eines Stecksystems variabel einstellbar sowie äußerst langlebig und stark belastbar sind. Hinzukommend wurden Jalousien in den Archivräumen angebracht, um die Archivalien bestmöglich vor Sonneneinstrahlung (UV) und Hitze zu schützen. Des Weiteren wurde viel Zeit in die Ausarbeitung eines zukünftigen Aufstellungskonzepts investiert, um die Archivalien gut geordnet in den Regalen unterzubringen.

 

Nach Abschluss der Einrichtungsmaßnahmen wurde am 8. Mai das gesamte Gemeindearchivgut bei warmen Temperaturen in die gut vorbereiteten Räumlichkeiten umgezogen, was auch durch die Hilfe des Bauhofs an einem ganzen Tag mit vier Arbeitskräften gelingen konnte (s. Fotos).

 

Dabei waren beim Umzug des Archivguts im Rahmen des Arbeitsschutzes besondere Maßnahmen zu treffen. Zum einen mussten Handschuhe sowie Schutzmasken getragen werden, da viele Archivalien weiterhin mit Schimmel, Schmutz und Staub belastet sind. Die „kontaminierten“ Akten wurden im Rahmen des Umzugs in einem separaten Quarantäneraum isoliert, um die neuen Räumlichkeiten und bereits gereinigte Archivalien nicht zu gefährden. Zum anderen wurden für den Umzug Schutzanzüge benötigt, um die erwähnten Stoffe und Sporen nicht auf die Arbeitskleidung zu übertragen. Hier stand Gesundheitsschutz an oberster Stelle. In Anbetracht des heißen und sonnigen Wetters stellte dies allerdings eine zusätzliche Arbeitsbelastung dar, weshalb der Umzug schwerste körperliche Anstrengungen abverlangte.

 

Einen weiteren Meilenstein erreichte das Reckendorfer Gemeindearchiv zur Jahreshälfte, als die Verzeichnung aller Reckendorfer Bauanträge (1959–2021) abgeschlossen wurde. Dabei wurden nicht nur die Bauherren, Baumaßnahmen sowie Bauanschriften, sondern auch Flurnummern aufgenommen, sodass seit diesem Zeitpunkt eine deutlich erleichterte Recherche möglich ist, die nicht nur der Verwaltung, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommt.

 

Im Juli wurden schließlich die Protokollbücher mithilfe eines besonderen Lösungsmittels von alten Klebeetiketten entfernt, die die Ledereinbände der Bücher bedauerlicherweise bereits leicht beschädigt hatten (s. Fotos). Auch hierbei mussten besondere Schutzmaßnahmen eingehalten werden. So wurden die Räumlichkeiten aufgrund der Dämpfe des Lösungsmittels vielfach gelüftet sowie Handschuhe und Schutzmasken bei der Arbeit getragen.

 

Des Weiteren wurden die erwähnten Fortschritte sowie der Umzug des Gemeindearchivs am 2. August im Gemeinderat ausführlich vorgestellt, sodass das Archiv auch außenwirksam für alle Gemeindebürgerinnen und -bürger sichtbar und transparent war. So konnten Fragen und Anmerkungen adressiert und fachkompetent beantwortet werden.

 

Mitte August folgte dann ein Treffen mit Frau Singer-Brehm und Frau Dr. Edelmann, die dem Gemeindearchiv in beratender Funktion bezüglich der Genisa-Bestände zur Seite stehen und Teile des Bestandes als Forschungsobjekte untersucht haben. So wurde beispielsweise die zukünftige Unterbringung der Genisa-Bestände auf dem Dachboden der alten Synagoge diskutiert sowie die weitere wissenschaftliche Bereitstellung und Bearbeitung des Bestandes besprochen.

 

Schließlich wurden im letzten Drittel des Jahres viele weitere Archivalien ins Archiv überführt, gereinigt (von Dreck, Metall und Plastik befreit), verzeichnet und neuverpackt (in säurefreie Umschläge und Kartons). Besonders am Jahresende wurde darüber hinaus viel Arbeitszeit auf das Anliegen einer Archivbenutzerin angewandt, das aufgrund ihrer rechtlichen Dimension in besonderer Weise ein korrektes und genaues Arbeiten erforderte.

 

Schlussendlich lässt sich zusammenfassen, dass im letzten Jahr eine ganze Menge an Veränderungen bezüglich des Reckendorfer Gemeindearchivs passiert sind und ca. 25 Benutzeranfragen aus der Verwaltung, Wissenschaft oder Familienforschung bearbeitet wurden.